Neurologische Erkrankungen
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Therapie neurologischer Erkrankungen stark verbessert oder ist überhaupt erst möglich geworden. Durch neue Behandlungsformen und Medikamente ist es heute vielen Patienten möglich, ein Leben fast ohne Einschränkungen zu führen. Im Folgenden finden Sie – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen Auszug aus unserem Behandlungssprektrum.
Bandscheibenvorfall
Bei einem Bandscheibenvorfall kann es notwendig werden, einen Neurologen zu konsultieren. In diesen Fällen werden durch die Veränderungen der Bandscheiben bestimmte Nerven beeinträchtigt. Die Bandscheiben liegen jeweils zwischen zwei Wirbeln und sorgen dafür, dass die Wirbelsäule beweglich ist. Sie fungieren als eine Art Puffer und Stoßdämpfer, für den ihre Beschaffenheit prädestiniert ist: Außen bestehen die Bandscheiben aus einem starken Faserring. Darin befindet sich ein flüssigkeitsgefüllter Gallertkern. Zu viel Druck auf die Bandscheiben, zum Beispiel aufgrund von ständigen Fehlhaltungen oder einer erhöhten Belastung des Rückens, kann dazu führen, dass der Faserring reißt und Teile des Bandscheibenkerns austreten. Je nach Lage kann dieses Gewebe dann auf umliegende Nerven bzw. Nervenwurzeln drücken. Neben Schmerzen kann es dadurch auch zu Gefühlsstörungen wie beispielsweise Taubheit und Kribbeln in den Extremitäten kommen. In besonders schweren Fällen sind auch Blasen- und Mastdarmstörungen durch einen Bandscheibenvorfall möglich. Die Art der Beschwerden weist häufig schon darauf hin, an welcher Stelle sich der Bandscheibenvorfall befindet: Bei Schmerzen und Taubheit in den Armen liegt meist ein Vorfall in der Halswirbelsäule vor. Probleme in den Beinen entstehen meist durch einen Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule. Zur Diagnose werden in der Regel bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz- oder Computertomografie angewendet, durch die ein Bandscheibenvorfall sichtbar gemacht werden kann. Die neurologischen Untersuchungen bestehen unter anderem darin, Reflexe, Sensibilität und Beweglichkeit zu prüfen.
Bewegungsstörungen
Zu den am häufigsten vorkommenden neurologischen Erkrankungen gehören Bewegungsstörungen. Diese werden in den meisten Fällen von einer Störung der sogenannten Basalganglien, die unter anderem für die Regelung automatischer Bewegungen zuständig sind oder Schäden in anderen Arealen des Gehirns verursacht. Zu den Bewegungsstörungen zählen unter anderem Parkinson, Zitterkrankheit (Tremor) und Dystonien. Die Behandlung einer Bewegungsstörung richtet sich immer nach dem jeweiligen Krankheitsbild. In vielen Fällen kann sie medikamentös erfolgen.
Chronische Schmerzsyndrome
Wenn sich Schmerzen chronifiziert haben, existieren sie losgelöst von ihrer eigentlichen Ursache. Sie haben damit ihre Signalfunktion verloren. In der Regel ist von einer Schmerzchronifizierung die Rede, wenn die Schmerzen länger als drei bis sechs Monate andauern. Ursprüngliche Gründe für die Schmerzen können zum Beispiel Verletzungen oder auch degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates sein. Chronische Schmerzsyndrome sind meist körperlich und seelisch sehr belastend für die Betroffenen. Ein chronischer Schmerz kann entstehen, wenn Nervenzellen durch übermäßige (Schmerz-)Überreizung empfindlicher werden.
Epilepsie
Bei der Epilepsie handelt es sich um eine Funktionsstörung des Gehirns. Diese macht sich durch Anfälle in unterschiedlichem Ausmaß bemerkbar. Während einige Patienten nur ein leichtes Zucken verspüren, sind andere eher wie weggetreten. In einigen Fällen treten regelrechte Krampfanfälle auf und die Patienten verlieren das Bewusstsein. Die Anfallshäufigkeit ist variabel und reicht von ein paar wenigen Anfällen im Jahr bis hin zu mehrfachen Attacken am Tag. Eine Epilepsie ist vielfach durch Medikamente gut behandelbar. In seltenen Fällen kann eine Operation am Gehirn, helfen, die Zahl der Anfälle zu reduzieren.
Fazialisparese
Der medizinische Begriff der Fazialisparese benennt eine Gesichtslähmung, die durch eine Beeinträchtigung des Nervus facialis auftritt. Oftmals ist dadurch eine der Gesichtshälften betroffen, was sicht- und spürbar ist. Denn dann kann der betroffene Mundwinkel herunterhängen, der Speichel- oder Tränenfluss sowie das Sprechen beeinträchtigt sein. Betroffen sein können Personen jeden Alters, bei Erwachsenen im mittleren Alter tritt eine Gesichtslähmung aber häufiger auf.
Unterschieden wird zwischen einer peripheren Fazialisparese, bei der eine Nervschädigung im Verlauf vorliegt und alle Äste im Gesicht betroffen sind sowie einer zentralen Form. Bei dieser liegt eine Störung im Gehirn vor. Die Ursachen einer peripheren Fazialisparese sind in über der Hälfte der Fälle als idopathisch einzuordnen, das heißt die genaue Ursache ist nicht bekannt. Sind die Ursachen bekannt, so handelt es sich um andere Erkrankungen oder Verletzungen, durch die der Nerv beeinträchtigt wird. Beispiele hierfür sind: Infektionen (z. B. mit dem Herpes Zoster-Virus), Borreliose, Entzündungen der Ohren, Tumore, Frakturen der Schädelbasis oder Verletzungen bei Operationen im Gesichtsbereich. Da die zentrale Gesichtslähmung ihren Ursprung im Gehirn hat, kann sie dort durch einen Tumor, eine Blutung, eine Entzündung oder durch einen Schlaganfall hervorgerufen werden.
Fibromyalgie-Syndrom
Die Fibromyalgie ist ein Schmerzsyndrom, das sich durch tiefe Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen auszeichnet. Darüber hinaus kommt es zu Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen. In einem Großteil der Fälle sind Frauen mittleren Alters betroffen.
Die Schmerzen sind chronischer, diffuser Art und werden oft von Steifigkeit, Klopfen, Taubheitsgefühlen und Brennen begleitet. Schmerzbelastung und -intensität sind häufig abhängig von Wetter, Temperatur, Tageszeit und Stressbelastung. Wärme und mäßige Aktivität wirkt sich meist positiv aus. Anders als bei anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises verursacht die Fibromyalgie keine Gelenkversteifungen oder Deformationen an Wirbeln, Knochen oder Gelenken.
Nach den Diagnosekriterien, die im Jahre 1990 vom American College of Rheumatology erstellt wurden, werden gewisse Druckpunkte, sogenannte Tender-Points, überprüft, die mehrheitlich an Muskel-Sehnenansätzen liegen und sich durch eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit auszeichnen. Die neuen, 2010 von einer amerikantischen Arbeitsgruppe veröffentlichten Kriterien für die Fibromyalgie setzen auf eine Befragung der Betroffenen. Dabei werden 19 definierte Körperregionen auf einer Symptomschwereskala erfasst. Um andere Krankheitsursachen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Infektion oder eine degenerative Form von Rheuma wie zum Beispiel eine Arthritis auszuschließen, werden zusätzliche Laboruntersuchungen durchgeführt.
Die Fibromyalgie gilt zwar grundsätzlich als nicht heilbar, aber die chronischen Schmerzen lassen sich durchaus lindern. Die Leitlinien der Europäischen Rheumaliga und der Amerikanischen Schmerzgesellschaft empfehlen ein interdisziplinäres Programm, das aus dreierlei Therapieformen besteht. Dazu gehören körperliche Aktivität und sportliches Training, psychologische und psychosomatische Therapie und medikamentöse Behandlung. Verschiedene Studien legen nahe, dass ein multimodales Behandlungsprogramm mit angemessenem Bewegungspensum die besten Erfolgsaussichten verspricht.
Fußheberparese
Bei einer Fußheberparese (Fußheberschwäche) werden die Nervenimpulse, die das automatische Anheben des Fußes steuern, nicht mehr richtig weitergeleitet. Dies kann verschiedene Ursachen wie einen Schlaganfall, Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose oder eine Schädel-Hirn-Verletzung haben. Betroffene müssen beim Gehen das gesamte Bein anheben, um vorwärts zu kommen. Dies ist nicht nur besonders anstrengend, sondern birgt auch eine hohe Stolperrate. Zumal die Betroffenen beim Gehen in ein unnatürliches Gangbild ausweichen müssen, welches seinerseits zu Fehlhaltungen und Muskelverspannungen führen kann.
Hirntumore
Gehirntumore sind Gewebeveränderungen bzw. -wucherungen im Gehirn. Sie können entweder gut- oder auch bösartig sein. Bösartige Tumore, also Krebswucherungen, wachsen in der Regel schneller als gutartige. Außerdem sind gutartige Hirntumore klarer von dem gesunden Gewebe abgegrenzt. In beiden Fällen kann es jedoch zu einer Raumforderung kommen, die aufgrund der wenigen Ausweichmöglichkeiten im Schädel zu Einschränkungen der Gehirnaktivitäten und damit verschiedener körperlicher und geistiger Fähigkeiten führen kann. Aus gutartigen Wucherungen können im Krankheitsverlauf auch bösartige Gewebeveränderungen werden. Neben der Unterscheidung von bös- und gutartig werden Hirntumore auch in primäre und sekundäre unterteilt. Als primär gilt ein Tumor, wenn er aus dem Gewebe an der jeweiligen Stelle, also in diesem Fall im Gehirn entsteht. Sekundäre Hirntumore sind Tochtergeschwulste, sogenannte Metastasen oder Absiedelungen von Krebserkrankungen an anderen Orten des Körpers. Die genauen Ursachen von primären Hirntumoren sind meist nicht bekannt. In manchen Fällen kann eine familiäre Häufung beobachtet werden. Auch radiologische Behandlungen des Kopfes im Kindesalter können bei der Entstehung eines Hirntumors eine Rolle spielen.
Durch die Raumforderung bei einem Gehirntumor kann es abhängig von der Lage dessen zu verschiedenen Beschwerden kommen. Sie werden eingeteilt in vier Hauptgruppen: Hirndruckzeichen, neurologische Ausfälle, epileptische Anfälle und psychische Veränderungen. Beispiele für neurologische Anzeichen sind unter anderem Sinnesstörungen wie von Sprache, Sehen, Hören und Schlucken. Die konkrete Diagnose bei einem Hirntumor kann mithilfe von bildgebenden Verfahren und / oder einer Probeentnahme (Biopsie) des entarteten Gewebes erfolgen. Bei raumfordernden Geschwülsten steht therapeutisch die chirurgische Entfernung des Tumors im Vordergrund. Je nach Befund werden auch Bestrahlungen oder eine Chemotherapie durchgeführt.
Infektiologische Erkrankungen
In dem Fachbereich der Infektiologie befassen sich Spezialisten mit der Diagnostik und Behandlung von Infektionserkrankungen. Zu den am meisten verbreiteten Infektionserkrankungen hierzulande gehören HIV, Virushepatitis, Borreliose, Tropenerkrankungen sowie viele der sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD).
Beispiel für eine infektiologische Erkrankung: Neuroborreliose
Borreliose wird hauptsächlich durch Zeckenbisse übertragen. In einigen, aber nicht allen Fällen zeigt sich bei den Infizierten eine ringförmige Rötung um den Zeckenstich herum. Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig und können aufgrund ihrer zum Teil unspezifischen Ausprägung auch zu Verwechselung mit anderen Erkrankungen führen. So kann es etwa zu Kopfschmerzen, Erschöpfung und Fieber kommen wie bei einem grippalen Infekt auch. Die sogenannte Lyme-Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst und kann überall im Körper zu Beschwerden führen. Sie kann sich auch in Form einer Neuroborreliose manifestieren, wenn das zentrale und periphere Nervensystem befallen ist. Dabei kann es beispielsweise zu einer Meningitis kommen. Nächtliche Schmerzen im Versorgungsgebiet von Nerven oder an deren Wurzeln, partielle Lähmungen, Taubheitsgefühle, Sehstörungen und Schwindel sind zudem möglich. Außerdem kann ein isolierter Befall des peripheren Nervensystems auftreten und es dann zu Nervenentzündungen kommen.
Diagnostiziert wird eine Borreliose meist mithilfe von Laborwerten wie des Nervenwassers, von Antikörpern und der Konzentration weißer Blutkörperchen. Die Behandlung der Neuroborreliose erfolgt in der Regel mittels Antibiotika. Dies sollte im Idealfall im Anfangsstadium der Infektion sein, was aber oftmals nicht durchführbar ist, wenn diese nicht bzw. nicht zeitnah festgestellt wird.
Migräne
Als Migräne bezeichnet man einen anfallsartigen pulsierenden, pochenden oder stechenden Kopfschmerz, der oft einseitig auftritt, sich jedoch auch auf beide Kopfseiten ausdehnen kann. Die Attacken ereignen sich in unregelmäßigen Abständen und dauern manchmal wenige Stunden, mitunter jedoch auch mehrere Tage. Meist gehen sie einher mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen. Da jeder Reiz als extrem störend empfunden wird, ist an eine normale Betätigung oft gar nicht zu denken, sodass als einziger Ausweg nur die absolute Bettruhe in einem verdunkelten, möglichst schalldichten Raum bleibt. Manchmal kündigt sich die Migräne durch eine Sehstörung, eine sogenannte Aura, an.
Während man früher davon ausging, dass eine Fehlsteuerung der Blutgefäße im Gehirn für die Migräne verantwortlich ist, sieht man die Ursache für das Krankheitsgeschehen heutzutage eher in einer Überaktivität von Nerven im Hirnstamm. Im Rahmen der dadurch ausgelösten Prozesse senden die Fasern des Trigeminus-Nervs Schmerzsignale ans Gehirn. Zugleich werden verstärkt Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Dehnung der Blutgefäße bewirken und zu einer Aufschwemmung und Entzündung des Hirngewebes und der Hirnhäute führen. So kommt es zu einer sogenannten neurogenen Entzündung, durch welche die Schmerzempfindlichkeit so sehr gesteigert wird, dass die Pulsschlagwelle des Blutes als pulsierender Schmerz empfunden wird.
Migräneattacken werden in der Regel durch sogenannte Triggerfaktoren ausgelöst. Dazu zählen zum Beispiel hormonelle Schwankungen im Laufe des weiblichen Monatszyklus. Dies dürfte ein Grund dafür sein, dass Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Weitere Faktoren sind Stresssituationen, Veränderungen im Schlaf-Wachrhythmus oder Alkohol und Nikotin.
Bei der Diagnose stützt sich der Arzt vor allem auf ein ausführliches Anamnesegespräch. Hilfreich ist es, wenn der Patient dabei auf ein Schmerztagebuch zurückgreifen kann. Apparative Diagnoseverfahren wie Computertomografie oder Elektroenzephalogramm (EEG) werden in der Regel nur eingesetzt, um andere Krankheitsursachen auszuschließen.
Auch wenn Migräne nicht ursächlich heilbar ist, so gibt es doch verschiedene Methoden, um die damit verbundenen Beschwerden zu lindern. Bei leichteren Attacken reicht häufig die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen aus. In schwereren Fällen empfiehlt sich die Einnahme sogenannter Triptane. Diese beeinflussen einen bestimmten Rezeptor für den Botenstoff Serotonin. Allerdings sind sie auch mit Nebenwirkungen verbunden und sollten zum Beispiel bei schlecht behandelbarem Bluthochdruck, einer koronaren Herzerkrankung, Angina pectoris sowie nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht eingenommen werden. Wichtig für die Migräneprophylaxe ist eine gesunde Lebensweise, zu der maßvoller Ausdauersport, ein regelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus sowie eine ausgewogene Ernährung gehören.
Multiple Sklerose
Bei der Multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine nicht ansteckende Autoimmunerkrankung. Aus bislang nicht geklärten Gründen greift das eigene Immunsystem Nervenfasern an, die zum Beispiel für die Weiterleitung von Impulsen zuständig sind. Es kommt zu Entzündungsherden im Zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Diese führen, je nachdem wo die Herde lokalisiert sind, zu unterschiedlichen Symptomen wie Sprach-, Gefühls- und Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Müdigkeit oder Problemen mit der Konzentration. Eine MS verläuft schubweise. Mit Abklingen eines Schubes können sich die Symptome zurückbilden, sie können aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Der Verlauf einer MS ist schwer vorhersehbar, es gibt Patienten, die ein annähernd normales Leben führen können aber auch Patienten, die schwere körperliche Einbußen davontragen. Zudem kann ein milder Verlauf in einen schwereren Verlauf umschlagen. Eine MS ist nicht heilbar, jedoch gibt es verschiedene Medikamente, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.
Nervenengpasssyndrome (z. B. Karpaltunnelsyndrom)
Nervenengpasssyndrome, auch Nervenkompressionssyndrome genannt, zählen zu den Erkrankungen der peripheren Nerven. Sie betreffen solchen Nerven, die ohnehin bereits anatomische Engstellen im Körper durchlaufen müssen. Werden diese Stellen aus verschiedenen Gründen – Überlastung, Verletzungen, Fehlhaltungen beispielsweise – noch enger, so wird der betroffene Nerv komprimiert und gereizt. Diese Reizung kann sich in Schmerzen sowie Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen äußern. Bei stärkerer Ausprägung kann es auch zu Empfindungsstörungen bis hin zu Lähmungen oder Muskelatrophien kommen. Durch Entlastung manueller oder chirurgischer Art, kann sich ein gereizter Nerv in vielen Fällen wieder erholen und die Beschwerden können gelindert bzw. ausgeschaltet werden.
Beispiel für ein Nervenengpass-Syndrom: Karpaltunnelsyndrom
Der Karpaltunnel befindet sich im Handgelenk und wird durch Knochen und Bindegewebe gebildet. Durch ihn verläuft der Nervus medianus, der unter anderem den Arm nerval versorgt. Eine besondere Engstelle für diesen Nerv im Karpaltunnel befindet sich im Bereich der Handwurzel. Zu einer Verringerung des Durchmessers kann es aus verschiedenen Gründen kommen: Degenerative Veränderungen, Rheuma, Schwellungen aufgrund einer Sehnenscheidenentzündung, Verletzungen, vermehrte Beugebewegungen mit der Hand, Bindegewebsvermehrungen bei Diabetes oder während der Schwangerschaft. Die Enge erhöht den Druck auf den Nerv, reizt ihn, und verringert die Blutzufuhr. Typische Beschwerden eines Karpaltunnelsyndroms sind Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle sowie Schmerzen, die zum Teil bis in den Oberarm ausstrahlen können. In schwereren Fällen kann es zu einem Muskelrückgang im Daumenbereich kommen. Frauen erkranken häufiger an einem Karpaltunnelsyndrom als Männer.
Diagnostisch können Funktionstest die Einschränkungen zeigen und die Beschwerden provozieren. Bildgebende Verfahren können die konkrete Enge im Karpaltunnel genau aufzeigen. Neurologische Untersuchungen können die bei der Erkrankung verminderte Nervenleitgeschwindigkeit verdeutlichen. Wenn konservative Entlastungsmaßnahmen wie zum Beispiel das Tagen einer speziellen Schiene nachts oder Krankengymnastik keine ausreichende Linderung der Beschwerden mehr versprechen, kann der Karpaltunnel operativ erweitert werden, um dem Nerv wieder mehr Platz zu verschaffen.
Neuropathische Schmerzsyndrome (z. B. Schmerzen nach Gürtelrose)
Schmerzen, die durch geschädigte Nerven entstehen, werden als neuropathische Schmerzen bezeichnet. Dabei liegt die Funktionsstörung bzw. Schädigung an den Nerven selbst und es ist nicht einer anderen Ursache geschuldet, dass Nerven das Signal „Schmerz“ weiterleitet. Betroffene beschreiben diese Schmerzen oft als stechend, brennend, dumpf und einschießend.
Schmerzen nach Gürtelrose
Bestehen nach einer durchstandenen Gürtelrosenerkrankung (Herpes zoster) noch ständige starke Schmerzen, so kann es sich um eine sogenannte Post-Zoster-Neuralgie handeln. Die Gürtelrose selbst entsteht als eine Art Reaktivierung einer früheren Windpockeninfektion. Gürtelrosen äußern sich durch einen spezifischen Hautausschlag und können sehr schmerzhaft sein. Auch bei der Post-Zoster-Neuralgie sind die Beschwerden meist sehr stark. Oft so sehr, dass freiverkäufliche Schmerzmedikamente keine ausreichende Linderung bringen. Eine individuell auf den Patienten abgestimmte Schmerztherapie kann hier hilfreich sein.
Parkinson
Bei Parkinson, auch Morbus Parkinson, das Parkinson-Syndrom oder früher umgangssprachlich Schüttellähmung genannt, handelt es sich um eine recht häufige Erkrankung des Nervensystems. Besonders kennzeichnend für diese Bewegungsstörung ist der Tremor (Zittern). Außerdem sind verlangsamte Bewegungen, eine gestörte Haltungsstabilität und eine Muskelsteifigkeit typische Kennzeichen von Parkinson. Die genaue Ursache ist meist nicht bekannt, es handelt sich dann um einen idiopathischen Parkinson. Dieser betrifft oft zunächst nur eine Körperseite. Daneben gibt es sekundäre Formen, bei denen andere Krankheiten zu ähnlichen Symptomen wie bei Parkinson führen.
Allgemein werden drei Parkinson-Formen unterschieden, abhängig davon, welches Symptom am stärksten ausgeprägt ist: der akinetisch-rigide Typ bei hauptsächlich eingeschränkter Beweglichkeit, der tremor-dominante Typ bei primärem Zittern und der Äquivalenz-Typ, bei dem beide Eigenschaft ähnlich stark vorhanden sind. Weitere, individuell unterschiedlich ausgeprägte Symptome bei Parkinson können zum Beispiel Sprech- und Schluckstörungen, Hautprobleme oder Schlafschwierigkeiten sein.
Auslöser von Parkinson sind Veränderungen der sogenannten Substantia nigra im Gehirn. Die dort befindlichen Zellen sterben im Zuge der Erkrankung schneller und früher ab, als beim gesunden Menschen. Dadurch ist die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin, der als Neurotransmitter für die Kommunikation der Zellen untereinander und insbesondere für Muskelbewegungen zuständig ist, verringert. Das fortschreitende Abstreben der Substantia nigra führt zu einem immer stärkeren Dopaminmangel und damit zur Verstärkung der Symptome.
Polyneuropathie
Eine Polyneuropathie tritt am häufigsten im Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus auf. Durch den permanent überhöhten Blutzuckerspiegel werden die Nerven des peripheren Nervensystems (außerhalb von Gehirn und Rückenmark gelegene Nerven) geschädigt und es kommt zu Symptomen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen oder stechenden Schmerzen. Auch Muskelkrämpfe und Muskelschwäche bis hin zu Lähmungserscheinungen können auftreten. Je nach Lokalisation beginnt die Erkrankung in den Füßen oder an den Händen. Vor allem an den Füßen kann ein gestörtes Schmerzempfinden zu unentdeckten Wunden führen, die sich entzünden und oft nur schlecht abheilen. Infolge kann es zum sogenannten Diabetischen Fußsyndrom kommen. Weitere Ursachen für eine Polyneuropathie sind Alkoholismus und Vergiftungen z. B. durch Arsen oder durch Therapien von Krebserkrankungen (z.B. mit Cisplatin).
Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Restless Legs bedeutet übersetzt „unruhige Beine“. Menschen, die davon betroffen sind, haben einen quälenden Bewegungsdrang und spüren häufig ein unangenehmes Ziehen, Kribbeln oder Stechen in den Beinen. Die Beschwerden treten ausschließlich im Ruhezustand auf, vor allem in der Nacht. Zu einer Besserung kommt es in der Regel bei Bewegung. Zu den Ursachen des RLS gehören Nervenschädigungen, Eisenmangel, Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Medikamente. In zahlreichen Fällen spielen erbliche Faktoren eine Rolle.
Um eine genaue Ursache für die Erkrankung zu erkennen, wird das Blut untersucht. Dabei können etwa die Eisenwerte und die Nierenfunktion überprüft werden. Stellt sich heraus, dass Eisenmangel besteht, lässt sich durch die gezielte Zufuhr von Eisen gegensteuern. Unter bestimmten Umständen ist die Verabreichung von Medikamenten wie L-Dopa oder Dopamin-Antagonisten hilfreich.
Wichtig ist es, auf eine ausreichende Eisenzufuhr in der Ernährung zu achten und die Eisenwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen. Zudem kann sich eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und einem regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus positiv auf die Symptomatik auswirken.
Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn zu Ausfallerscheinungen dort. Von einem akuten Schlaganfall ist die Rede, wenn die Ausfälle plötzlich aufgetreten sind. Bestehen sie länger als einen Tag, so handelt es sich um einen vollendeten Schlaganfall. Vorrübergehende Ausfallerscheinungen werden auch als transitorisch ischämische Attacke (TIA) bezeichnet. Die typischen Symptome der Ausfälle sind Lähmungen und damit verbundene Geheinschränkungen sowie Seh- und Sprachstörungen. Ein Schlaganfall gilt immer als Notfall und die Betroffenen sollten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden. Im Idealfall hat ein Krankenhaus dann eine auf Schlaganfälle spezialisierte Abteilung, eine sogenannte Stroke Unit.
Schlaganfälle zählen zu den häufigsten Todesursachen. Betroffen sind zwar oft ältere Menschen, jedoch können prinzipiell Personen jeden Alters einen Schlaganfall erleiden. Als Risikofaktoren für einen Schlaganfall gelten unter anderem eine familiäre Disposition, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Blutgerinnungsstörungen und Übergewicht. In vielen Fällen kommt es durch einen Schlaganfall zu bleibenden Schäden bzw. zu solchen, die nur mittels einer längeren und gezielten Rehabilitation wieder verbessert werden können. Nicht selten führt ein Schlaganfall zu einer Pflegebedürftigkeit.
Die meisten Schlaganfälle entstehen durch Ablagerungen an den Innenwänden der Arterien, die in den Blutgefäßen für Engstellen sorgen oder durch Blutgerinnsel sowie durch einen Blutpfropf. Der Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen in der jeweiligen Gehirnregion führt dazu, dass Nervenzellen absterben. In selteneren Fällen sind Gehirnblutungen die Ursache für einen Schlaganfall.
Die Diagnose eines Schlaganfalls wird nach den typischen Kennzeichen wie etwa Sprech- oder Sehstörungen sowie Lähmung einer Körperhälfte in der Klinik aufgrund von neurologischen Untersuchungen, die unter anderem bildgebende Verfahren wie die Computertomografie oder Magnetresonanztomografie sowie Ultraschall und Elektroenzephalogramm (EEG) beinhalten, gestellt. Die Therapie erfolgt dann gemäß den Schlaganfallursachen.
Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
Die allermeisten Menschen haben in ihrem Leben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ihnen schwindlig wird. Doch längst nicht in allen Fällen steckt dahinter eine ernsthafte Erkrankung.
Man unterscheidet zwischen Dreh-, Schwank-, Liftschwindel und der sogenannten Pseudo-Vertigo. Beim Drehschwindel haben die Betroffenen das Gefühl, dass sich alles um sie herum dreht. Häufig kommt es zugleich zu Übelkeit, Ohrensausen und einem verringerten Hörvermögen. Der Schwankschwindel zeichnet sich dadurch aus, dass man das Gefühl hat, der Boden werde einem unter den Füßen weggezogen, und nicht mehr in der Lage ist, sicher zu gehen. Beim Liftschwindel hat man das Gefühl, mit einem Fahrstuhl schnell nach unten zu fahren. Demgegenüber fühlen sich die Betroffenen beim Pseudo-Vertigo lediglich benommen und es wird ihnen schwarz vor Augen, ohne dass sich jedoch die Umgebung zu bewegen scheint. Was die Ursache betrifft, so lässt sich der Schwindel in drei verschiedene Formen einteilen: den peripher-vestibulären, den zentral-vestibulären und den nicht-vestibulären Schwindel. Der peripher-vestibuläre Schwindel wird durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans hervorgerufen. Beim zentral-vestibulären Schwindel sind es Schädigungen im Hirnstamm sowie im Klein- oder Großhirn. Anders verhält es sich beim nicht-vestibulären Schwindel. Dabei handelt es sich um ein Schwindelgefühl, das nicht unmittelbar durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans oder der „Gleichgewichtszentren“ im Gehirn verursacht wird. Mögliche Ursachen können stattdessen beispielsweise Schädigungen des Sehapparates oder des Rückenmarks, Medikamentennebenwirkungen oder Herzrhythmusstörungen sein.
Die Behandlung des Schwindels richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Sind die Beschwerden heftiger Natur, können spezielle Mittel gegen Schwindel, sogenannte Antivertiginosa, eingesetzt werden. Zur begleitenden Unterstützung empfiehlt sich in der Regel ein Gleichgewichtstraining. Weitere Möglichkeiten, die Symptomatik zu verbessern, sind Stressreduktion, ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung.
Spannungskopfschmerz
Die häufigste Kopfschmerzart sind sogenannte Spannungskopfschmerzen, die wohl die meisten Menschen schon mindestens einmal erlebt haben. Sie äußern sich in dumpfen, drückenden, oftmals den ganzen Kopf betreffende Schmerzen. Prinzipiell können Personen jeden Alters betroffen sein. Spannungskopfschmerzen sind aber bei Erwachsenen häufiger. Unter ihnen leiden Frauen öfters darunter als Männer.
Meistens treten Spannungskopfschmerzen unregelmäßig im Rahmen eines sogenannten episodischen Verlaufs auf. Sind sie immer wiederkehrend, handelt es sich um chronische Spannungskopfschmerzen. In der Regel können die Betroffenen mittels Schmerzmedikamenten Linderung erfahren. Auch Spaziergänge, kühlende Umschläge oder ätherische Öle können hilfreich sein. Viele Betroffene können die Kopfschmerzhäufigkeit verringern, indem sie regelmäßig Ausdauersport betreiben und / oder Entspannungsübungen durchführen.
Zwar treten Spannungskopfschmerzen in manchen Familien gehäuft auf, die genauen Ursachen für die Entstehung sind aber nicht bekannt. Daher werden sie auch – ebenso wie Migräne und Cluster-Kopfschmerzen – als primäre Kopfschmerzen bezeichnet. Ein Risikofaktor für ein häufiges Auftreten von Spannungskopfschmerzen sind beispielsweise Depressionen.
Trigeminusneuralgie
Als Trigeminusneuralgie bezeichnet man einen Gesichtsschmerz, der das Versorgungsgebiet des Nervus trigeminus (deutsch = Drillingsnerv) erfasst. Dieser Nerv ist für die Gefühlswahrnehmung des Gesichts sowie der Schleimhäute in Mund und Nase verantwortlich und steuert einen großen Teil der Kaumuskulatur. Aufgeteilt ist er in drei Äste, welche den unteren, mittleren und oberen Teil des Gesichts versorgen.
Typische Symptome einer Trigeminusneuralgie sind blitzartig einschießende. „elektrisierende“ Schmerzen, deren Intensität so heftig ist, sodass manche von den denkbar größten Schmerzen überhaupt sprechen. In der Regel ist ausschließlich eine Gesichtshälfte betroffen. Meist dauern die Schmerzattacken nur wenige Sekunden, mitunter aber auch bis zu zwei Minuten. Sie können mehrmals täglich oder im Abstand von mehreren Tagen oder Wochen auftreten. Man unterscheidet zwischen einer idiopathischen Trigeminusneuralgie, bei der keine krankheitsbedingte Ursache vorliegt, und einer sekundären Variante, die als Folge einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel einer Multiplen Sklerose oder eines Tumors zu verstehen ist. Inzwischen geht man davon aus, dass in vielen Fällen die Kompression des Nervs durch ein Blutgefäß für die Schmerzen verantwortlich ist.
Deutliche Hinweise auf die Erkrankung erhält der Arzt meist schon durch die Schilderung des Schmerzverlaufs. Weitergehende neurologische Untersuchungen können mithilfe der Kernspintomografie, der Computertomografie oder je nach Bedarf durch eine Untersuchung des Nervenwassers vorgenommen werden.
Medikamentös lassen sich bestimmte Antiepileptika einsetzen, welche auf die Erregbarkeit und Leitungsfähigkeit schmerzempfindlicher Nervenbahnen einwirken. Operative Verfahren zielen darauf ab, den unter Druck stehenden Nerv zu entlasten oder die Schmerzweiterleitung am Nervenknoten zu unterbinden. Dies kann zum Beispiel durch Thermokoagulation oder auf radiochirurgischem Wege geschehen.